· Nachrichten aus dem BRK Pfaffenhofen

BRK-Sanitäter aus dem Landkreis Pfaffenhofen trainieren am Münchner Hauptbahnhof für den Ernstfall

Rettung mit dem Rettungsstuhl in den Gleisbereich
Ist jemand verletzt oder was ist denn hier passiert? – So war wohl die Reaktion vieler Reisender auf die fünf Rettungs- und Krankenwägen der beiden Schnelleinsatzgruppen (SEG) „Transport Nord“ und „Behandlung“ des Bayerischen Roten Kreuz aus Geisenfeld die direkt am Gleis 9 des Münchner Hauptbahnhof abgestellt waren und durch die Sanitäter eifrig entladen wurden. Die Reisenden sahen Sanitäter, die mit Ihrer Notfallausrüstung und mehreren Tragen am Bahnsteig zum weißen ICE-Zug der DB Fernverkehr AG am Bahnsteig eilten. Nach der Begrüßung durch Marco Döpping, DB Fernverkehr AG, Regionalbereich Süd, ständiger Stellvertreter des Eisenbahnbetriebsleiters und seinem Team, erfolgte zuerst eine Sicherheitsunterweisung für den Triebzug der Bauart ICE-T. Der für den Bahnhof München Hauptbahnhof zuständige Notfallmanager der DB Netz AG (Oliver Fachet), klärte uns über die Gefahren aus dem Eisenbahnbetrieb auf und dass der Gleisbereich nur mit Zustimmung eines Notfallmanagers der DB Netz vor Ort betreten werden darf bzw. den Einsatzleitern der alarmierten Rettungskräfte durch die zuständige ILS mitgeteilt wird, dass eine schriftliche Bestätigung der Gleissperrung und ggf. Abschaltung der Oberleitung der Notfallleistelle der DB Netz AG für diesen Einsatzbereich vorliegt. Die Rettungsausrüstung wurde nach der erfolgten Unterweisung in den Zug eingeladen und die Patienten erstversorgt. Anschließend wurden die ersten Patienten aus dem ICE-Zug herausgetragen und direkt am Bahnsteig für den Abtransport in eine Klinik vorbereitet. Bei diesem Einsatz handelte es sich um eine Übung und Schulung für die Sanitäter um die Abläufe bei der Rettung von verletzten oder erkrankten Personen am und im ICE-Zug zu trainieren. Für das erste Fallbeispiel wurde ein Einsatz auf der freien Strecke zu Grunde gelegt bei dem der Notfallmanager der DB Netz AG vor den Rettungskräften an der Unfallstelle eingetroffen ist. Der BRK-Einsatzleiter  meldete sich beim Notfallmanager der DB Netz AG an und fragte, ob die Gleise betreten werden können. Der Notfallmanager notierte sich seinen Namen im Sicherungsplan und teilte ihm mit, dass das Nachbargleis bereits gesperrt ist. Somit konnte die Rettung eines Verletzten über das Nachbargleis erfolgen. Erste Hürde zur Rettung ist die Höhe vom Gleisbett bis zum Beginn des Einstiegs der Tür. Diese können je nach Trassierung bis zu über einem Meter betragen. In den ICE-Zügen wird eine Rettungsleiter vorgehalten, die vom Servicepersonal am Einstieg angebracht wird und somit der Zugang leichter möglich ist. Unter den wachsamen Augen von Einsatzleiter Markus Lirsch und Marco Döpping wurden ein liegender und ein sitzender Patient von den Rettungsteams aus dem ICE Über das Gleisbett gerettet. Ganz schön hoch und ungewohnt meinte Maximilian Dachs der mit dem Rettungsstuhl aus dem ICE gerettet wurde. Trotz Regen wurde dieser Ablauf mehrfach trainiert. Nach dem letzten Durchgang meldete der BRK-Einsatzleiter dem Notfallmanager der Netz AG, dass der Gleisbereich von allen Einsatzkräften wieder verlassen wurde. Dieser notierte sich die Meldung mit Uhrzeit in seinem Sicherungsplan und teilte mit, dass er nun die Aufhebung der Gleissperrung veranlassen wird und das Gleis nicht mehr betreten werden darf. Nur kurze Zeit später fuhr auch eine Regionalbahn auf dem Nachbargleis ein. Nach einer kurzen Aufwärmpause mit frischem Kaffee mussten die Rettungsteams an der zweiten Station eine bewusstlose Person aus einer Sitzreihe in der 2.Klasse versorgen. Ziel dieses Fallbeispiels war es, das Arbeitsplatzmanagement zu trainieren, da im ICE-Wagen die Durchgangsbreite zwischen den Sitzreihen begrenzt ist. Die Sanitäter retteten den bewusstlosen Patienten aus den Sitzreihen, legten ihn auf den Boden und führten die Seitenlage durch. Danach wurde ein EKG angelegt, der Blutdruck gemessen, der Blutzuckerwert bestimmt, eine Infusion angelegt und der Notarzt alarmiert. Während Notarzt und Sanitäter den Patienten versorgten, bereitete ein weiteres Team die Rettung des Patienten vor. Da die Durchgangsbreite zwischen den Sitzreihen für eine normale Trage nicht ausreicht, wurde die Schaufeltrage benutzt. Die Schaufeltrage wird hauptsächlich bei Wirbelsäulenverletzungen zum achsengerechten Transport des Patienten auf die Trage genutzt. Hierzu wird das Rettungsgerät wie eine Art Schaufel unter den Patienten gebracht ohne diesen viel zu bewegen. Sobald der Patient dann auf der Schaufeltrage liegt und festgeschnallt ist, kann dieser aus dem ICE gebracht werden.  Am Bahnsteig wird er dann auf die Trage gelegt und in die Klink transportiert. Im dritten Szenario wurden eine Person mit „Hexenschuss“ und eine weitere mit einem leichten Schlaganfall aus dem Konferenzabteil der 1. Klasse versorgt. Hier stand neben der Erstversorgung hauptsächlich die Rettung aus dem Zug mit verschiedenen Rettungsgeräten im Vordergrund. Bei dem Schlaganfallpatienten kommen wir mit dem Rettungsstuhl besser zurecht, da die Person noch sitzen kann meinte Rettungsassistentin Heidi Hofmeister und erklärte dem Patienten die nächsten Schritte. Sie sprach dem Patienten Mut zu und erklärte, dass wir nun so einen Art Rollstuhl haben auf den wir ihn jetzt setzen und dann aus dem Zug bringen. Bei dieser Übung stellte sich Bereitschaftsleiter Lorenz Schiller als Verletztendarsteller zur Verfügung. Danach zeigte er sich sichtlich zufrieden mit der Arbeit der Rettungsteams. Ich wurde gut erstversorgt und die Rettung klappte sehr zügig, meinte Schiller. Der zweite Patient mit dem „Hexenschuss“ wurde durch die  Sanitäter entweder mit dem Tragetuch oder der Schaufeltrage aus dem Zug gebracht. Hier waren sich alle Beteiligten einig, das diesem Patient im Vorfeld durch den Notarzt besser ein Schmerzmittel verabreicht werden sollte, um hier eine schonende Rettung durchzuführen. Als letzte Fallbeispielstation musste der Triebfahrzeugführer aus dem Führerstand gerettet werden. Hierzu stellte sich als Verletztendarsteller eine Mitarbeiterin der Bahn zur Verfügung. Ich will das mal selbst erleben wie diese Rettung funktioniert meinte Ute Vierling, Leitungsassistentin der DB Fernverkehr AG. Die Patientin wurde erstversorgt und mittels Rettungskorsett aus dem Führerstand des Zuges gerettet. Sehr begeistert waren alle Einsatzkräfte des BRK vom Training am ICE und der Möglichkeit diese beüben zu dürfen und bekamen dabei viele nützliche Infos rund um das Thema Bahn bzw. ICE. BRK-Kreisbereitschaftsleiter Alexander Mitschke dankte Marco Döpping und seinem Team ganz herzlich für den tollen Tag und hoffte, dass man in Zukunft dieses Training wieder durchführen kann. Mit einer interessanten Führung im ICE-Bahnbetriebswerk München endet ein toller und abwechslungsreicher Samstag.