Ein schwerer Unfall mit einem Gefahrgut-LKW, auslaufende Ameisensäure und schwer verletzte Personen – was nach einem Albtraum für Rettungskräfte klingt, war am Samstag, den 8. Februar 2025 das Szenario einer großangelegten Übung für den Rettungsdienst des BRK Pfaffenhofen sowie die Freiwilligen Feuerwehren Schweitenkirchen, Sünzhausen, Dürnzhausen, Aufham und Geisenhausen.
Das realistisch gestaltete Szenario stellte die Einsatzkräfte vor zahlreiche Herausforderungen. Eine LKW-Fahrerin kollabiert am Steuer ihres Gefahrguttransporters, ein nachfolgender PKW-Fahrer kann nicht mehr rechtzeitig bremsen und kollidiert mit dem LKW. Durch den Aufprall tritt hochkonzentrierte Ameisensäure aus. Beim Versuch, sich aus dem Fahrzeug zu befreien, kommt der Fahrer mit der ätzenden Substanz in Kontakt. Seine Beifahrerin ist im Fahrzeug eingeklemmt und erleidet schwere Verletzungen – eine Eisenstange bohrt sich durch ihre Schulter. Gleichzeitig erschwert nicht nur die schmale Nebenstraße zur Staatsstraße 2045 den Zugang für die insgesamt rund 90 Einsatzkräfte, sondern auch der erweiterte Gefahrenbereich aufgrund des ausgetretenen Gefahrguts.
Organisiert wurde die Übung von Roman Nodes, 1. Kommandant der Feuerwehr Sünzhausen und gleichzeitig Auszubildender zum Notfallsanitäter beim BRK Pfaffenhofen. „Was als Schülerprojekt begann, entwickelte sich schnell zu einer komplexen Einsatzübung“, berichtet der 26-Jährige. „Besonderes Augenmerk lag auf der Zusammenarbeit zwischen Feuerwehr und Rettungsdienst – insbesondere bei einer schwer zugänglichen und anspruchsvollen Lage.“
Die Feuerwehren sicherten die Unfallstelle, erkundeten unter schwerem Atemschutz die Lage und begannen mit der Rettung der Verletzten. Mit einer Seilwinde wurde der PKW aus dem Gefahrenbereich gezogen, während speziell ausgerüstete Trupps in chemischen Schutzanzügen den undichten LKW sicherten. Gleichzeitig wurde der Rettungsdienst mit einer herausfordernden medizinischen Versorgung konfrontiert: Verätzungen durch Gefahrstoffe und Pfählungsverletzungen sind keine alltäglichen Notfallbilder. Im Fokus standen vor allem die Auszubildenden zum Notfallsanitäter, die eigenverantwortlich ihre Patienten betreuten. Für sie war dies eine wertvolle Gelegenheit, ihre Fähigkeiten unter realistischen Bedingungen zu testen. Begleitet wurden die Teams um die drei Auszubildenden dabei extra von jeweils einem erfahrenen Praxisanleiter.
Im Einsatz waren drei Rettungswagen, ein Einsatzleiter Rettungsdienst sowie knapp 20 Kräfte des Rettungsdienstes. Die Feuerwehr war mit insgesamt acht Fahrzeugen und etwa 70 Einsatzkräften vor Ort. Auch die Kommunikation zwischen den Organisationen wurde realitätsnah geübt: Über eine eigens eingerichtete Übungsleitstelle konnte die Koordination der Einsatzkräfte wie in einem echten Notfall abgebildet werden.
Nach Abschluss der Übung waren die Verletzten gerettet, die Gefahr gebannt und alle Beteiligten um wertvolle Erfahrungen reicher. Die Einsatzleiter Josephine Lindner (Rettungsdienst) und Florian Brecko (Feuerwehr) zeigten sich zufrieden mit dem Ablauf. Auch Organisator Roman Nodes zog ein positives Fazit: „Die viele Planung hat sich gelohnt. Solche Übungen stärken die Zusammenarbeit und die Kommunikation zwischen den Hilfsorganisationen. Und wenn hier Fehler vorkommen, dann lernen wir daraus – damit sie im echten Einsatz nicht passieren.“