Ambulante Pflege oder Pflegeheim?
Zu einem gemeinsamen Protest fanden sich Vertreter der Caritas und des BRK-Kreisverbands am Samstagvormittag auf dem Hauptplatz ein. In einem langen Zug fuhren die Fahrzeuge beider Organisationen mit Blaulicht, Sirene und Hupen vom Volksfestplatz zum Hauptplatz, um dort in einer Protestkundgebung die Politiker und die Bevölkerung auf die zu geringe Vergütung der ambulanten Pflege durch die Kassen aufmerksam zu machen. Und das gelang, weil viele Leute, darunter die Vertreter der wegen des Wahlkampfs dort vertretenen Parteien, interessiert die Erklärungen des BRK-Kreisgeschäftsführers Herbert Werner und des Leiters der Caritasstelle für den Landkreis Pfaffenhofen verfolgten, aber auch weil der Hauptplatz durch die Fahrzeuge der Caritas und des BRK-Kreisverbands für den Verkehr eine halbe Stunde blockiert war und sich deshalb manche wenigstens über die Ursache kundig machten. Ein Transparent, das Pflegekräfte angefertigt hatten, gab darüber Auskunft: „Ambulante Pflege vor dem Aus?!?" Und zwei Tafeln ergänzten: „Patient der Zukunft" und „Kassenpatient".
Herbert Werner begrüßte die Teilnehmer und Zuhörer und gab seiner Freude Ausdruck, dass Caritas und BRK zu einer gemeinsamen Aktion zusammengefunden hatten, wenn auch aus einem für beide belastenden Anlass. „Im Januar 2004, also vor fast fünf Jahren", so Werner, „erfolgte die letzte Anpassung der Vergütungen für ambulante Pflege. Seitdem sind die Kosten dafür erheblich gestiegen, besonders in der letzten Zeit die Treibstoffkosten für die Fahrzeuge, ohne die es in der ambulanten Pflege nicht geht." Ein Passant meinte dazu beim Betrachten der Fahrzeuge der Pflegedienste, alles Kleinwagen verschiedener Fabrikate: „Noch kleinere und sparsamere Autos gibt’s wirklich nicht!" Werner bat die anwesenden Politiker um ihre Unterstützung, damit Druck auf die Kassen ausgeübt werde, um sie an den Verhandlungstisch zurückzuholen. Das zuletzt vorgelegte Angebot der Kassen mit 1,11 % sei nicht akzeptierbar, wenn man die Lohn- und Preissteigerungen der letzten Jahre berücksichtige.
Auch Hans Hauf von der Caritas stieß in das gleiche Horn: „2,5 % haben die Verbände der Freien Wohlfahrtspflege gefordert und dazu angeboten, diese Erhöhung im Laufe des Jahres von einem unabhängigen Institut überprüfen zu lassen. Weiter herunter können wir nicht gehen." Er bat wie Werner die Politiker um Unterstützung, die doch etwas bewirken könnten, auch wenn sie keinen direkten Einfluss auf die Kassen hätten. Die Caritas versorge täglich im Landkreis etwa 320 Personen, ähnlich sei es beim BRK; diese hilfsbedürftigen Menschen müssten entweder ins Krankenhaus eingewiesen werden, wenn die ambulante Pflege nicht mehr möglich sei, oder in einem Pflegeheim untergebracht werden, was noch höhere Kosten verursache. Dazu fügte eine Rollstuhlfahrerin an: „Ohne ambulante Pflege müsste ich ins Pflegeheim."
Die Forderungen nach einer Erhöhung der Vergütungen unterstützte Landrat Josef Schäch mit Nachdruck. Es sei Caritas und BRK im Landkreis nicht zuzumuten, allein hier jährlich mit einem Defizit von 70- bis 90 000 € rechnen zu müssen. Die ambulante Pflege sei für die Menschen durch nichts zu ersetzen und müsse daher erhalten bleiben.
Erika Görlitz MdL erläuterte, dass sie sich selbst einmal von den bewundernswerten Leistungen bei der Pflege im ambulanten Dienst überzeugt habe, als sie mit einer Pflegerin einen Tag lang mitgefahren sei. Sie habe bereits ein Gespräch mit Sozialministerin Christa Stewens geführt und auch von ihr die Zusicherung erhalten, Druck auf die Kassen auszuüben.
Auch Astrid Welter-Herzberger betonte, dass sie die Forderungen nach einer angemessenen Erhöhung voll unterstütze.
Nach etwa einer halben Stunde löste sich die Protestversammlung vor dem Landratsamt auf und der Verkehr auf dem Hauptplatz konnte wieder ungehindert fließen. Die anwesenden Politiker erhielten Offene Briefe, Vertreter der Kassen waren leider nicht erschienen, um die an sie gerichteten entgegenzunehmen.