„Einsatz für dich!“
Als KIDler bist du meistens einsatzbereit,
trägst im Dienstplan ein, wann du hast Zeit.
Muss der Hindergrunddienst noch jemanden suchen,
dann wirst du außerplanmäßig angerufen.
Hörst du dann den besonderen Klingelton,
bist du schon voller Konzentration.
Die Spannung steigt, der Hintergrunddienst spricht:
„Hättest du Zeit, ich hab‘ einen Einsatz für dich“
Dann wird dir der Einsatzgrund mitgeteilt,
ein Unfall, Suizid oder es hat jemand ein plötzlicher Tod ereilt.
Du springst schnell in dein Einsatzgewand,
nimmst Getränke und Rucksack in die Hand.
Setzt dich mit Schwung ins Auto rein
und stellst im Navi die Adresse ein.
Du musst dich an die Straßenverkehrsordnung halten,
und kannst auch kein Blaulicht anschalten.
Unterwegs ist oft noch ein Kollege mitzunehmen,
dann geht es weiter der angegebenen Adresse entgegen.
So fährst du nun zum Einsatzort hin,
und dir geht so manches durch den Sinn.
Du weißt nicht, wie viele Personen zu betreuen sind,
welches Alter sie haben, oder ist es gar noch ein Kind.
Die Einsatzstelle ist oft nicht in einem Haus,
sie kann auf der Straße sein, den Gleisen oder im Krankenhaus.
Auch ist diese nicht immer ordentlich und rein,
je nach Situation kann es ganz schön grausig sein.
Oft sind die Rettungskräfte und die Polizei noch vor Ort,
von allen bekommst du noch schnell einen Report.
Haben diese ihre Arbeit beendet, fahren sie heim
und du bleibst mit den Angehörigen allein.
Nun sind diese psychologisch zu begleiten,
sie weinen oder toben und können es nicht begreifen.
Die meisten lassen ihren Gefühlen freien Lauf,
du lässt sie gewähren und fängst sie auf.
Wie soll es jetzt eigentlich weitergeh‘n?
Für manchen von ihnen bleibt die Welt einfach steh‘n.
Und doch erwartet man, dass sie funktionieren,
denn sie müssen die Beerdigung und Behördengänge koordinieren.
Du lässt Unterlagen und Adressen da, die ihnen nützen,
und organisierst Freunde, die sie weiter unterstützen.
Weißt du sie nun in guten Händen,
ist es für dich an der Zeit, den Einsatz zu beenden.
Eine stumme Umarmung, ein dankbarer Blick,
dann gehst du zu deinem Auto zurück.
Du besprichst mit deinem Kollegen die eine oder andere Begebenheit
und knobelst mit ihm aus, wer das Einsatzprotokoll schreibt.
Bist du dann wieder zuhause angekommen,
sind seit der Alarmierung einige Stunden vergangen.
Du meldest dem Hintergrunddienst den Einsatz als beendet
und hoffst, dass man dich nicht gleich wieder entsendet.
Du kehrst in deinen eigenen Alltag zurück,
und dankst Gott für deine Gesundheit und dein Glück.
So ein Einsatz ist anstrengend und oft mühselig,
und doch wartest du drauf, bis es wieder heißt: „Einsatz für dich“
Erika Helstab 18. Oktober 2012